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Warum ein deutscher Netzausrüster einen Wald in Ghana kauft
München. Den Borkenkäfer als größten Feind des deutschen Waldbesitzers braucht Werner Neubauer nicht zu fürchten: Seine Bäume stehen in Ghana. Der Chef und Großaktionär des Netzausrüsters ‧United Electronic Technology (UET) hat am Montag den Kauf einer riesigen Forstfläche in Westafrika verkündet.Das börsennotierte Unternehmen mit Sitz in Eschborn bei Frankfurt bewirtschaftet nun einen Wald, der so groß ist wie die Stadt München. Auf 320 Quadratkilometern produziert UET dort unter anderem Biomasse, um Strom zu erzeugen.
Mit seinem eigenen Wald will Unternehmer Neubauer einerseits den klimaschädlichen Einfluss seiner Produkte und Dienstleistungen aus‧gleichen. Andererseits will der Betriebswirt beweisen, dass „Nachhaltigkeit ein Geschäft sein kann“, sagt Neubauer im Gespräch mit dem Handelsblatt.
UET hofft auf neue Kundengruppen
So macht sich der Unternehmer jetzt daran, auf seiner Pflanzung das nach seinen Angaben größte private 5G-Netz der Welt zu errichten. Mithilfe des modernen Mobilfunksystems sollen unter anderem autonome Drohnen aufsteigen, um den Forst optimal zu bewirtschaften. Derartige Systeme möchte Neubauer künftig Kunden aus der Land- und Forstwirtschaft verkaufen.
Bislang ist das vergleichsweise kleine Unternehmen in der Öffentlichkeit kaum in Erscheinung getreten. Dabei ist UET zuletzt deutlich gewachsen. Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 70 Prozent auf gut 34 Millionen Euro. Unterm Strich stand ein Gewinn von gut zwei Millionen Euro, nach einem Verlust von 2,7 Millionen im selben Zeitraum 2022.
UET beliefert Netzbetreiber wie die Deutsche Telekom, Orange oder Telecom Italia. Die Hardware produziert das Unternehmen in einer eigenen Fabrik in Hartmannsdorf bei Chemnitz. Was jahrelang niemanden interessierte, ist inzwischen ein Wettbewerbsvorteil. Denn die Politik betrachtet die Telekommunikationsnetze als wesentlichen Bestandteil der kritischen Infrastruktur. Marktführer Huawei aus China soll deshalb Zug um Zug aus den Netzen hierzulande verschwinden.
Für UET mit seinen 250 Mitarbeitenden soll das eine große Chance sein. „Wir wollen den Umsatz vervielfachen“, sagt Firmenchef Neubauer. An der Börse verfängt das Versprechen: Seit Jahresbeginn hat sich der Aktienkurs auf rund 1,70 Euro mehr als verdoppelt. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 26 Millionen Euro gehört UET allerdings zu den kleinen Werten in Frankfurt.
Entschlossenes Handeln für den Umweltschutz ist noch eher die Ausnahme unter Mittelständlern. Der Beratungsgesellschaft Boston Consulting (BCG) zufolge haben lediglich elf Prozent der kleinen und mittleren Betriebe in Europa bislang kräftig investiert, um den Ausstoß an Treibhausgasen zu senken. „Mittelständische Unternehmen befinden sich in der Anfangsphase ihrer Nachhaltigkeitsreise, und ihre Investitionen werden immer noch überwiegend von Vorschriften, Energiepreisen und Kundennachfrage bestimmt“, sagt BCG-Manager Fabien Hassan.
Über mehrere Jahre hinweg will UET-Chef Neubauer rund 50 Millionen Euro in die Hand nehmen, um mithilfe der Plantage in Ghana das neue Geschäftsfeld mit privaten 5G-Netzen aufzubauen. Der Markt könnte sich als lukrativ erweisen.
UET drängt in einen Milliardenmarkt
Die Beratungsfirma Markets-and-Markets rechnet damit, dass die Umsätze weltweit von zwei Milliarden Dollar in diesem Jahr auf 11,8 Milliarden in fünf Jahren klettern. Das entspricht einem jährlichen Plus von gut 40 Prozent. Private Netze mit dem modernsten Mobilfunkstandard seien für die Betreiber attraktiv, weil sie eine schnelle und sichere Datenübertragung gewährleisten würden, so Markets-and-Markets.
Für einzelne Branchen ließen sich dabei maßgeschneiderte Lösungen vermarkten. Allerdings tritt UET gegen mächtige Wettbewerber an. Zu den Konkurrenten gehören neben Huawei auch Ericsson und Nokia ‧sowie Samsung und ZTE.
Vorstandschef Neubauer geht mit dem Engagement in Ghana auch selbst ins Risiko. Denn mit einem Anteil von rund einem Viertel ist er neben dem US-‧Investor Blackstone einer von zwei Großaktionären des Unternehmens.
Neubauer macht sich nun daran aufzuforsten. Das Gelände wird bisher nur zu einem Teil genutzt. Ein Drittel sei mit Eukalyptus bepflanzt, ein weiteres mit einheimischen Bäumen, der Rest mit Bambus. An das Summen der Drohnen werden sich die Waldarbeiter in den kommenden Monaten gewöhnen müssen.